Hannover — Ein Leben ohne Internet ist für die Mehrheit der Deutschen mittlerweile undenkbar. Das Netz durchdringt und verbindet dabei einer Umfrage zufolge immer mehr Lebensbereiche wie Arbeit, Freizeit und Politik, wie der Branchenverband Bitkom am Montag zur Technologiemesse Cebit in Hannover erklärte. Die Schau macht diese vernetzten Welten ("Connected Worlds") in diesem Jahr zu ihrem Schwerpunkt.
Der Bitkom-Umfrage zufolge können sich 58 Prozent der Deutschen ein Leben ohne das Internet nicht mehr vorstellen. Damit möchte die Mehrheit derjenigen, die das Netz nutzen, dieses nicht missen: 71 Prozent der Deutschen gehen laut Bitkom inzwischen online. Zwischen der jungen und der mittleren Generation gibt es in der Internetnutzung kaum einen Unterschied, die Deutschen bis 50 Jahre nutzen das Netz zu rund 90 Prozent. 50- und 64-Jährige nutzen es zu 62 Prozent, Menschen ab 65 Jahren mit 32 Prozent nur noch etwa halb so oft.
Immer wichtiger wird das Internet für private Freundschaften: 57 Prozent der Surfer gaben an, dadurch bestehende Freundschaften aufgefrischt zu haben, mehr als jeder dritte (36 Prozent) hat nach eigenem Bekunden "gute Freunde" kennengelernt. Fast jeder fünfte Nutzer berichtet, sogar einen festen Lebenspartner im Internet kennengelernt zu haben.
Mit dem Internet werden laut Bitkom-Umfrage immer mehr Lebensbereiche miteinander verbunden: "Virtuelle und reale Welt sind in vielen Bereichen bereits verschmolzen", sagte Bitkom-Chef August-Wilhelm Scheer. Dadurch ergibt sich laut Umfrage auch eine Durchmischung von privatem Leben und Arbeitswelt. Bis zu 85 Prozent der Berufstätigen sind demnach auch in ihrer Freizeit für Chefs, Kollegen oder Kunden per E-Mail oder Handy erreichbar, gleichzeitig nutzen 43 Prozent der Berufstätigen das Web während der Arbeit privat. Für die Bitkom-Erhebung befragte das Marktforschungsunternehmen Aris 1000 deutschsprachige Menschen ab 14 Jahren in Privathaushalten.
Die Cebit will durch das Thema "Connected Worlds" die Verbindung zwischen den vielen verschiedenen Techniken schaffen. Zugleich kämpft sie damit aber auch gegen den Ausstellerschwund an. Viele Technologiefirmen präsentieren ihre Neuheiten inzwischen auf Spezialmessen wie der Elektronikschau CES in Las Vegas oder der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona.
Bitkom-Präsident Scheer betonte, die Cebit habe sich "von der Geräteschau zu einer Messe mit gesellschaftlichen Schwerpunkten" gewandelt. "Die Vielfalt der Themen dominiert die Messe. Wir müssen über die Grenzen der einzelnen Segmente hinweggucken." Cebit-Chef Ernst Raue hob hervor, die Cebit sei mit über 4000 Ausstellern noch immer größer als CES und Mobile World Congress zusammen.
Private Besucher dürften auf der Cebit vor allem die neuesten Tablet-PCs, Netbooks, Smartphones und Flachbild-Fernseher interessieren. Die Schau führt aber auch für sie anschaulich vor, wie diese einzelnen Welten immer weiter zusammenwachsen - etwa durch Handys mit Navigationssoftware, Navigationsgeräte mit Internetanschluss und Fernsehen oder die 400 Quadratmeter große Wohnung der Zukunft, die "Connected Living" präsentiert.
Offiziell eröffnet werden sollte die Cebit 2010 am Montagabend von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spaniens Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero. Das Publikum kann die Messe von Dienstag bis Samstag besuchen.
Copyright © 2010 AFP
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